Credits to the Russian campaign Видимый протест (Visible Protest)

von E.A.S.T. (Essential Autonomous Struggles Transnational)

Empört über Putins Aggression gegen die Ukraine hat EAST bereits am 8. März zu einem transnationalen feministischen Streik gegen den Krieg aufgerufen. Fast zwei Monate später dauert der Krieg immer noch an. Die Menschen in der Ukraine werden ermordet und gefoltert. Frauen, LGBTQI+-Menschen und Kinder werden vergewaltigt und sind brutaler Gewalt ausgesetzt. Millionen fliehen vor dem Krieg – mit einem unklaren Schicksal. Als EAST haben wir immer an der Seite von Frauen, LGBTQI+-Menschen, Arbeiter:innen und Migrant:innen gestanden, die gegen patriarchale, rassistische, nationalistische und kapitalistische Gewalt kämpfen. Die Barbarei des Krieges ist die extremste Ausprägung dieses unterdrückenden Systems und macht eines schmerzhaft klar: In Frieden zu leben ist die wichtigste Voraussetzung für jeden einzelnen der sozialen Kämpfe, die wir in der Vergangenheit unterstützt haben. Vor diesem Hintergrund sind der Aufbau und der Erhalt einer starken transnationalen Anti-Kriegs-Bewegung entscheidend für unsere Fähigkeit, soziale Kämpfe an allen anderen Seiten fortsetzen können.

Deshalb haben wir uns dafür entschieden, uns der Initiative der Permanent Assembly Against the War (der ständigen Versammlung gegen den Krieg) anzuschließen und am 1. Mai zu einem transnationalen Streik der Arbeiter:innenklasse aufzurufen, der sich gegen den Krieg wendet.

Zu Streiken bedeutet dreierlei: Erstens setzt der Streik bei der Unterstützung jener Initiativen an, die darauf zielen, Produktions- und soziale Reproduktionsprozesse zu sabotieren und zu stoppen, die die Weiterführung des Krieges ermöglichen.  Am 1. Mai schließen wir uns den Aufrufen an, die eindringlich an russische Soldaten appellieren, den Kampf in diesem sinnlosen Krieg zu verweigern. Am 1. Mai stehen wir an der Seiter derjenigen, die gegen Putins Aggression in der Ukraine kämpfen und derjenigen, die russische Panzer mit ihren Körpern blockieren. Wir stehen an der Seite der Arbeiter:innen in Belarus, die einen Zug mit militärischer Unterstützung für Russland blockiert haben. Wir stehen an der Seite der Anti-Kriegs-Proteste in Russland und des russischen feministischen Widerstands gegen den Krieg. Der feministische Widerstand organisiert einen 1. Mai, der sich gegen den Krieg richtet, und hat einen Streikkasse für jene Arbeiter:innen eingerichtet, die kündigen oder entlassen werden, weil sie es ablehnen, Arbeit zu verrichten, die den Krieg unterstützt.

Den Krieg zu bestreiken bedeutet zweitens, jene Menschen zu unterstützen, die am stärksten unter den Konsequenzen des Krieges leiden. Deshalb fordern wir am 1. Mai mehr humanitäre Unterstützung für Menschen in der Ukraine und für diejenigen, die aus dem Land fliehen. Wir fordern, dass Migrant:innen und Geflüchtete – vor dem Krieg in der Ukraine und von anderswo – aufgenommen und menschlich behandelt werden, dass ihnen ein würdiges Leben in den jeweiligen europäischen Ländern ermöglicht wird. Wir sind wütend über die Tatsache, dass ukrainische und anderer osteuropäische und nicht-europäische Arbeiter:innen, insbesondere Frauen, die letzten Dekaden unter extrem rauen Arbeitsbedingungen in europäischen Ländern gearbeitet haben und dass dies als Normalität akzeptiert war. Deshalb streiken wir am 1. Mai gegen ausbeuterische Arbeitsregime, die menschliches Leiden als Goldmine sehen und Geflüchtete und Migrant:innen als essentielle aber billige und austauschbare Arbeitskräfte behandeln. Wir sind wütend, dass dies als „Normalität“ akzeptiert wurde. Am 1. Mai kämpfen wir gegen patriarchale Gewalt, die uns – unsere Leben, unsere Körper und Freiheiten – ausbeutet. Wir fordern, dass Menschen, die während es Krieges Opfer schrecklicher Vergewaltigungen geworden sind, Zugang zu Abtreibungsmedikamenten und zu verschreibungspflichtigen Medikamenten erhalten. Wir verurteilen den sexuellen Missbrauch und die sexuelle Gewalt, denen viele Frauen in den Ländern ausgesetzt sind, in denen sie Zuflucht suchen.

Den Krieg zu bestreiken bedeutet schließlich auch, politische Lösungen zu fordern, die den Krieg de-eskalieren und langfristigen Frieden garantieren. Es bedeutet, revolutionäre Veränderungen in unserer Gesellschaft zu fordern. Deshalb widersetzen wir uns am 1. Mai der fortlaufenden Militarisierung in unseren Ländern und fordern, dass militärische Ausgaben in öffentliche Einrichtungen, wie Gesundheit, Bildung und öffentlichen Wohnungsbau umgeleitet werden, um eine Gesellschaft aufzubauen, die soziale Fürsorge für alle gewährleistet. Am 1. Mai streiken wir, um die Voraussetzungen zu zerstören, die es Autokrat:innen und Kapitalist:innen ermöglichen, ihre brutale Kriegstreiberei weltweit auf Kosten der Arbeiter:innenklasse und der Armen weiterzuführen. Wir sind entschlossen, die Offshore- Zonen zu zerschlagen, von denen nur die kapitalistische Elite und ihre kriegerische Agenda profitiert. Wir fordern einen sofortigen Erlass der ukrainischen Staatsschulden und der Staatsschulden anderer Länder, die unter Krieg leiden. Am 1. Mai widersetzen wir uns der sich vergrößernden nationalistischen Rhetorik und Handlungen im Kontext des Krieges. Wir bringen unsere Kräfte zusammen, um gemeinsam eine transnationale, feministische Friedenspolitik aufzubauen!

#1maystrikethewar